Liebe AKTIENINVESTOR-Leser. Heute mal ein ganz anderes Format als unsere gewohnten Aktienanalysen. Es geht nämlich um den Markt als Gesamtes!

Viele von euch stellen sich die Frage, ob sie jetzt investieren sollen! Die Antwort auf die Frage lautet „Ja, aber…“ Krieg in der Ukraine, extrem steigende Inflationsraten, Chipmangel, lange Lieferzeiten führen zur Produktionsausfällen, neuerliche Lockdowns in China wie derzeit in Shanghai und viele weitere Negativschlagzeilen. All das könnte ein Anzeichen dafür sein, dass wir bereits in einer Rezession stecken. Die wirtschaftliche Phase nach der Finanzkrise 2009 bis zum Jahr 2021 war eine der längsten wirtschaftlichen Expansionen aller Zeiten! Nullzinspolitik und fehlende Anlagemöglichkeiten bescherten dem Aktienmarkt ein tolles Jahrzehnt. Vorherige Rezessionen fanden im Zeitraum 2002/2003 (Grund 11. September 2001; nachfolgend Irakkrieg) und zuvor 1992/1993 (Ende des Wiedervereinigungsbooms) statt. Von 1950 – 2019 durchlief die BRD 13 Konjunkturzyklen. Eine Rezession ist ein wiederkehrendes Ereignis und ein Teil unseres Wirtschaftszyklus. Sozusagen eine „Bereinigung.“

Woran erkennt man eine Rezessionsphase?

Die typischen Anzeichen für wirtschaftlichen Abschwung während einer Rezessionsphase sind:

  • Anstieg der Arbeitslosenzahl 🍀
  • Kurzarbeit und Entlassungen 🍀
  • Sinkende Investitionsbereitschaft der Unternehmen ⚠️
  • Reallohnindex ⚠️
  • Verbraucher halten sich beim Konsum deutlich zurück ⚠️
  • Die Nachfrage bei größeren Anschaffungen geht zurück ⚠️
  • Das Bruttoinlandsprodukt stagniert oder sinkt ⚠️
  • Die Hausverkäufe gehen zurück ⚠️
  • Gewinnerwartungen von Unternehmen rückläufig ⚠️
  • Börsenkurse sinken ⚠️
  • Der Geschäftsklimaindex (IFO) sinkt.- März 2022 – 90,8 ⚠️

Von den 11 genannten Punkten deuten immerhin 9 Punkte auf eine Rezession hin.

Wodurch könnte 2022 eine Rezession verursacht werden?

Inflationsraten Stand 19.04.2022. Quelle: symplywall.st

Die Übersicht zeigt aktuelle Inflationsraten wichtiger Staaten. Zudem sind die Zinssätze der Zentralbanken (Interest-Rate) dargestellt. Der sogenannte „risikofreie Zinssatz“ (Risk-Free Rate) ist der Zinssatz, der von einem Schuldner mit sehr guter Bonität bezahlt wird.

Nehmen wir das Beispiel USA:

  • Wirtschaftswachstum für das aktuelle Jahr: 5,5%
  • Inflationsrate: 8,5%
  • Zinssatz der FED: 0,5%
  • Risikofreier Zinssatz: 2,81%

Im Vergleich dazu Deutschland:

  • Wirtschaftswachstum für das aktuelle Jahr: 1,8%
  • Inflationsrate: 7,3%
  • Zinssatz der EZB: 0,0%
  • Risikofreier Zinssatz: 0,84%

Trotz extrem hoher Inflationsraten hebt die EZB bislang keine Zinssätze an. Grund hierfür könnte das niedrige Wirtschaftswachstum mit 1,8% im laufenden Jahr sein. Die US-Wirtschaft wird um voraussichtlich um 5,5% zulegen. Es scheint, als hätte die FED wesentlich weniger Angst die Konjunktur abzuwürgen als die EZB.

Massiver Einbruch der Verbraucherstimmung im April 2022 birgt Rezessionsgefahr

Verbraucherstimmung im April 2022 auf tiefstem Stand seid Ausbruch von Corona 2020. Quelle: HDE Konsumbarometer

Stagflation oder Rezession?

Trifft wirtschaftliche Rezession auch noch auf hohe Inflation, so wird dieses Gebilde als „Stagflation“ bezeichnet. Die Wirtschaft stagniert und die Inflation gerät außer Kontrolle. Also Folge sind besonders Assetklassen wie Immobilien und Anleihen betroffen. Eine solche Stagflation fand in ausgeprägter Form in den 1970er Jahren unter Präsident Nixon statt. Damals explodierten die Ölpreise; der Vietnamkrieg belastete die Staatskassen und der internationale Wettbewerb wurde größer. Dies hatte hohe Produktionskosten und in Folge Kündigungen / hohe Arbeitslosigkeit zur Folge. Erst als der Ölpreis wieder zurückging, entspannte sich die Situation.

Auch in 2022 könnte eine Rezession durch diese Dinge ausgelöst werden

Verursacher eine neuerlichen Rezession könnten sein:

  • Lieferengpässe
  • hohe Beschaffungspreise
  • Begrenzte Preissetzungsmacht der Unternehmen
  • starker Rückgang der Verbraucherstimmung
  • Folge Gewinnrückgang / Konsumverzicht
  • Lohn- Preisspirale

Wie lange dauert eine Rezession?

Üblicherweise wurden Rezessionen aus den Folgen internationaler Krisen geboren. Ein sehr interessanter Artikel der Zeitschrift „Wirtschaftsdienst“ der sich unter Anderem mit der Dauer und Tiefe vergangener Rezessionen beschäftigte, kommt zu folgenden Erkenntnissen:

Fast alle Nachkriegsrezessionen (Ausnahme 1966 / 2001 World Trade Center) setzen im zweiten Vierteljahr ein und endeten überwiegend im zweiten oder dritten Quartal des Folgejahres.

In Bezug auf die aktuelle Lage wäre diese These durchaus vertretbar. Die Wirtschaftsweisen senkten kürzlich die Prognosen für das BIP auf 1,8% für 2022, denn der Krieg in der Ukraine belastet die Wirtschaft durch kaum noch kontrollierbare Beschaffungspreise und Lieferengpässe.


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Soll ich meine Aktien in einer Rezession verkaufen?

Der Börsen- und Finanzexperte Kostolany riet Zeit seines Lebens dazu, dass Aktionäre in einer Rezession Aktien kaufen anstatt verkaufen sollten. Die Phasen großer, wirtschaftlicher Übertreibung sollte man dazu nutzen übertrieben hoch bewertete Wertpapiere bestenfalls mit Gewinnen zu verkaufen.

Ei des Kostolany – Kaufen wenn die Kanonen donnern. Darstellung: Aktieninvestor

Welche Strategie eignet sich für die Zeit einer Rezession?

Konsequentes Umsetzen einer Dividendenstrategie. Quelle: aktien.guide

Das konsequente Umsetzen einer Dividendenstrategie ist meiner Ansicht nach eine Vorgehensweise, die mental dabei hilft, kurz- bis mittelfristige Kursverluste von Aktien im Rahmen einer Rezession auszusitzen. Sogenannte Dividenden-Topscorer* zeichnen sich durch eine hohe Kennzahl bei der Dividendensteigerung, der Dividendenkontinuität, der Dividendenrendite und dem Payout aus.

Dividenden sind ein wichtiger Bestandteil der Gesamtrenditen am Aktienmarkt und machen den entscheidenden Unterschied. Zwischen der normalen DAX-Performance und der Performance inklusive reinvestierter Dividenden zeigt sich im langfristigen Chart eine deutliche Outperformance.

Dax 30 mit Dividenden (orange) und ohne Dividenden (blau). Quelle: Vermögenskontor

Fazit: Aktien bleiben auch in einer Rezession eine interessante Anlageklasse

Keine Angst vor einer Rezession! Ein breit aufgestelltes Portfolio ist wichtiger denn je. Wie im Artikel dargestellt, macht die die US-Wirtschaft einen deutlich robusteren Eindruck als hierzulande, weshalb die FED bereits gegen die Inflation arbeitet und Zinssätze erhöht. Weiteres Take-Away ist die Tatsache, dass der Wirtschaftskreislauf von Zeit zu Zeit auch eine Abschwungphase benötigt. Vergleichen wir das mit uns selbst, so wäre das Wort „Entgiftung“ treffend. Preise bereinigen sich und Angebot und Nachfrage kommen wieder in Einklang. Wichtige Frühindikatoren der Rezession sind fallende Börsenkurse und Prognosesenkungen der Unternehmen. Rezessionen endeten empirisch betrachtet im zweiten oder dritten Quartal des Folgejahres. Defensive Vermögenswerte wie Edelmetalle und Value-Aktien wenig konjunktursensibler Unternehmen gehörten in der Vergangenheit zu den wertstabilen Anlageklassen während einer Rezession. Auch Energietitel konnten historisch vor hohen Kursverlusten schützen, sofern der Abschwung des Aktienmarktes auf geopolitische Unsicherheiten zurückzuführen war. Energie – insbesondere der Ölpreis reagierten tendenziell dazu, sich zu verteuern.


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Haftungsausschluss beachten. Keine Anlageberatung, keine Garantie für Richtigkeit. Dies ist ein rein journalistischer Artikel.

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