Aktie: Cognizant Technologies – ISIN: US1924461023 – Analysedatum: 26.09.2023

Generative AI! Zu Deutsch „generative Künstliche Intelligenz“ ist ein Begriff, der derzeit in aller Munde ist und unser Leben in den nächsten 10 – 15 Jahren bahnbrechend verändern soll. Vorhandene Informationen von Anwendern z.B. Inhalte aus dem Internet wie Texte, Bilder, Videos oder Erfahrungsberichte werden mittels trainierter neuronaler Netzwerke und Algorithmen automatisch aufbereitet. Aus diesen riesigen Datenmengen entstehen neue und lösungsorientierte Inhalte, die in allen unseren Lebensbereichen Anwendung finden. Das Zusammenfassen von langen Texten auf wesentliche Inhalte oder die künstliche Erzeugung von Bauplänen, all das ist möglich. Cognizant Technology Solutions, ein IT-Dienstleister aus dem US-Bundesstaat New Jersey, beherrscht dieses Themengebiet aus dem FF. Beim Gedanken an KI-Profiteure kommen uns zumeist Namen der Branchenriesen Apple, Google und Microsoft in den Sinn. Doch die harte Arbeit dahinter verrichten meist externe Dienstleister wie Cognizant, die relativ unbekannt sind.

Dabei sprechen die Zahlen für sich. 19,5 Mrd. USD Umsatz in 2022, 3,34 Mrd. USD Gewinn und rund 350.000 Mitarbeiter beschäftigt das an der NASDAQ notierte Unternehmen.

In unserer neuesten Aktienanalyse widmen wir uns diesmal einem der führenden IT-Serviceprovider. Interessierte Leser erhalten dabei auch einen spannenden Einblick in unsere Zukunft und erfahren, wieso gerade Cognizant gegenüber anderen IT-Riesen Kostenvorteile für sich nutzen kann.

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Die Geschichte von Cognizant

1994     Gründung 26.01.1994 als Technologieabteilung des Firmendatenanbieters Dun & Bradstreet.  Harvard-Absolvent Kumar Mahadeva wird CEO und bleibt bis 2003 im Amt.

1996     Abspaltung von Dun & Bradstreet. Cognizant wird selbstständig. Gründung indischer Tochtergesellschaft. Schwierige Gründungsjahre, da Cognizant keine großartigen Referenzen hatte.

1998     Umstrukturierung. CEO Mahadeva (ehemaliger McKinsey Mitarbeiter) nutzt seine Erfahrung und fokussiert sich auf Kundenzufriedenheit.

1999     Boomendes Geschäft mit der Millenium-Umstellung von PC-Systemen.

2000     Einstieg im E-Business Markt. Offshore-Zentren mit indischen Informatikern verhelfen zu hohen Kosteneinsparungen. Die Dotcom-Blase platzt im März 2000.

2001     Spannungen zwischen Indien und Pakistan wirken sich auch 2001 negativ auf den Aktienkurs aus. Eine Präsenz in Deutschland wird eröffnet.

2002     Trotz schwieriger Zeiten sieht die Bilanz gut aus. Niedriger Schuldenstand und hohe Margen verhelfen Cognizant, die Zeit nach 9/11 und Dotcom zu überstehen. Viele Mitbewerber verschwinden vom Markt.

2003    CEO Mahadeva tritt zurück. Lakshmi Narayana wird neuer CEO.

2004 – 2006      Erweiterung des IT-Angebots unter dem neuen CEO.

2006     Francisco D`Souza wird neuer CEO. Bis 2011 wächst Cognizant rasant.

2011     Zum neunten Mal in Folge Auszeichnung durch das Fortune-Magazin als Top 100 Wachstumsunternehmen.

2014     Akquisition des IT-Serviceproviders TriZetto für rund 2,7 Mrd. USD.

2015     Auszeichnung als eines der vier besten IT-Serviceunternehmen durch das Fortune-Magazin.

2018     Konsortium mit indischen Lebensversicherern zur Entwicklung einer Blockchain-Lösung. Umsatz erreicht 2014 fast 14,7 Mrd. USD.

2020     Herausforderndes Nachfrageumfeld wegen Corona. 20.000 neue und sehr junge Mitarbeiter werden eingestellt, um das Durchschnittsalter zu senken.

2022     Verkauf von Oy Smlink an Kyndryl.

2023     Einführung des NextGen Programms zur Kostensenkung. Neuer CEO Ravi Kumar.

Damit verdient Cognizant Geld

Um nicht informierten Lesern zu vermitteln, was ein IT-Dienstleister so macht, stellen wir ein Fallbeispiel für die Allianz-Versicherung vor.

In einer Studie aus dem Jahr 2022 wurde festgestellt, dass 100% aller Versicherungsnehmer, die kürzlich zu einem neuen Anbieter gewechselt sind, das Kundenerlebnis als Hauptmotiv für den Wechsel angaben. In der heutigen, digitalen Welt erwarten Nutzer ebenso nahtlose digitale Angebote, speziell auf ihn zugeschnitten. Große Versicherungen reagieren darauf selbstverständlich mit hohen Ausgaben für die Digitalisierung. Cognizant setzte in den letzten Monaten einen solchen Auftrag für den Münchner Versicherungsriesen Allianz um und verwandelte diverse, interne Softwareplattformen zu einer europaweit skalierbaren und vereinheitlichten Plattform. Egal ob als Mitarbeiter in Spanien, Deutschland oder Frankreich. Es gibt keine hausinternen Unterschiede mehr – alle arbeiten mit der gleichen IT-Infrastruktur.

Cognizant brachte im konkreten Fall sämtliche länderspezifische Software, Email-Vorlagen und Automatismen auf eine gemeinsame Plattform – gebündelt in einer Cloud. Sogenannte „Workflows“  (Abläufe auf Betriebsebene) wurden standardisiert und vereinheitlicht. Das Ergebnis ist eine optimierte Benutzererfahrung für den Kunden. Mitarbeiter können sich leichter austauschen und für den Konzern sind Steuerung und entsprechende Controllingmaßnahmen einfacher umsetzbar.

Neuer CEO seit Kurzem im Amt

Ravi Kumar – neuer CEO seit Januar 2023. Ziel: Steigerung langfristigen Shareholder Values. Quelle: Cognizant

Ravi Kumar wurde erst im Januar dieses Jahres zum neuen CEO bestellt. Der ehemalige Präsident des Mitbewerbers Infosys (indischer IT-Servicedienstleister; Vorsitzender von 2016 – 2022) möchte eine kundenorientierte Kultur fördern. Während seiner Amtszeit bei Infosys verdreifachte sich der Aktienkurs in nur 6 Jahren.

„In meiner Rolle als CEO habe ich das Privileg, mehr als 350.000 hochmotivierte Mitarbeiter auf der ganzen Welt zu führen. Mit der Überzeugung, dass wir uns alle im goldenen Zeitalter der Technologie befinden, in dem die Software die Alchemie jedes Unternehmens ist, führe ich Cognizant auf den Weg, das Wachstum zu beschleunigen und den Shareholder Value zu steigern“

Ravi Kumar, CEO

Kumars berufliche Laufbahn begann bei PricewaterhouseCoopers, gefolgt von Oracle, Infosys und nun Cognizant. Der 53 jährige IT-Spezialist und Manager stammt ursprünglich aus Berhampur in Indien und zog berufsbedingt 2014 nach New York.

Eine neue Ära der Wirtschaft, angetrieben durch KI

„Generative KI ist das mächtigste Werkzeug, das wir derzeit haben, um die größten Probleme unserer Zeit zu lösen. Oder andersherum gesagt: um die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen schneller zu erreichen. Daten wirklich für uns zu nutzen, effizienter zu werden und damit letztlich im Kleinen die richtigen Entscheidungen zu treffen, die auch das große Ganze verbessern helfen“

Babak Hodjat, CTO Cognizant

Cognizants Kundenstamm liest sich wie das Who is Who:

Cognizant und Google Cloud arbeiten beispielsweise zusammen, um die Grenzen heutiger GenAI-Anwendungen zur Generierung von Inhalten neu zu definieren. Cognizant hält Lösungen für Unternehmen in den Bereichen Gesundheitswesen, Produktion und Logistik, Versicherer und Finanzdienstleister parat. Auf Unternehmensebene gesehen wird die Einbindung künstlicher Intelligenz neue, intuitive Technologien schaffen. Eben weil Cognizant dank seiner Plattformlösung für Unternehmen namens Cognizant Neuro AI bereits heute etliche, unternehmenstaugliche Lösungen anbietet, zählen die wichtigsten Digitalisierer unserer Zeit zum Kundenstamm.

Die Neuro-Lösung für Betriebe ist ein komplettes Toolkit für geschäftliche Anwender. In nur 6 – 8 Wochen versprechen die ITler , etliche Maßnahmen im auftraggebenden Unternehmen zu schaffen, die dazu beitragen den Grundstein für weitere Anwendungen im Bereich KI zu schaffen. Dies könnten z.B. automatisierte Liefervorgänge, Zugriffskontrollen oder eine computergestützte Kundenberatung sein.

Laut einer Studie der DIHK setzen bei uns in Deutschland derzeit nur 13% der Unternehmen KI ein, 26% beabsichtigen dies demnächst.

Hauptmotiv der Unternehmenslenker für beschleunigte Digitalisierung ist die Absicht, Prozesse zu verbessern. Dank KI wird das möglich. Quelle: DIHK

Ein großer Nachholbedarf. Von diesen Milliarden-Investitionen profitieren vor Allem IT-Dienstleister. Diesbezüglich schauen wir uns im nächsten Abschnitt an, wer mit Cognizant im Wettbewerb steht.

Cognizant und seine Mitbewerber

Die größten IT-Serviceanbieter sind allen voran Accenture mit rund 720.000 Mitarbeitern und 63,5 Mrd. USD Umsatz. Dahinter liegen IBM, jedoch kein reiner Serviceanbieter und die Cloud-Plattform ServiceNow gefolgt vom indischen Unternehmen Infosys. Cognizant liegt bei den börsennotierten Gesellschaften sortiert nach Marktkapitalisierung auf Platz 7.

Die größten, börsennotierten IT-Serviceanbieter. Platz 7 für Cognizant. Quelle: aktien.guide*

Interessanter jedoch ist die Bewertung mit einem KGV von 16,27. Deutlich mehr wird für die Aktie des Marktführer Accenture bezahlt, nämlich das 28,25-fache des Gewinns. Auch gegenüber anderen Mitbewerbern erscheint Cognizant günstig und dies trotz einer hervorragenden Bilanz.

Top Bilanz – bestes Rating

Der Blick auf die Quartalsbilanz im Juni 2023 zeichnet ein äußerst positives Bild. Die Eigenkapitalquote lag im Berichtszeitraum bei 71,82%, der Liquiditätsgrad 3, der das Umlaufvermögen in Relation zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten setzt, liegt bei satten 227,5% und somit deutlich über dem Branchenschnitt. Auch beim Altman Z-Score schneidet Cognizant konstant über Jahrzehnte sehr gut ab. Insolvenzgefahr war und ist äußerst gering. Dies bestätigt auch die höchste Ratingnote AAA.

Hervorragende Bilanz. Wenig Schulden. Über 2 Mrd. USD Cash per 06/2023. Quelle: aktien.guide*

Einzig die immateriellen Vermögensgegenstände, die mit 7,293 Mrd. USD im Anlagevermögen stehen, sind für unsere Bewertung nicht greifbar, da wir nicht abschätzen können, inwieweit das geistige Eigentum, Patente und Schutzrechte für die Bewertung angesetzt wurden. Blickt man als Investor auch auf frühere Jahre zurück, so zeigt sich durchweg, dass Cognizant jederzeit eine geringe Schuldenquote besaß. Das half dem Unternehmen im Übrigen auch, schwierige Zeiten für IT-Dienstleister wie nach dem Millennium, den Anschlägen von 9/11 und der Finanzkriese 2008/09 zu überstehen. Ebenso vorbildlich ist der Aktienrückkauf. Seit 2015 wurden 106 der damals 613 Millionen Aktien zurückgekauft. 2022 wurden für 1,3 Mrd. Dollar Aktien erworben. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden im Rahmen eines neuen Rückkaufsprogramms abermals Aktien im Wert von 200 Mio. USD erworben.

Kursdelle bei der Aktie – das NextGen Programm soll helfen

Der Aktienkurs des IT-Dienstleisters verzeichnet seit April 2022 herbe Verluste. Von über 90 Euro je Aktie halbierte sich der Kurs in wenigen Monaten. Grund dafür sind mehrfache Kürzungen des Unternehmensausblicks. 3800 Mitarbeiter wurden im vierten Quartal 2022 entlassen. Eine Folge sinkender Margen und gesunkener Investitionsbereitschaft. Konkret kündigte man an, dass das Umsatzwachstum nur noch zwischen 0,6 und 1,6% und die operative Marge bei rund 14,5% liegt.

Mehrfach Ausblick gekürzt. Wachstum stagniert 2022/2023 und Aktienkurs stürzt stark ab. Quelle: aktien.guide*

Das sogenannte NextGen Programm ist eine Folge dessen. Das Management rund um den neuen CEO Kumar startete im ersten Quartal 2023 damit, Unternehmensfunktionen zu optimieren, Büroflächen zu konsolidieren und betriebliche Ebenen abzubauen, um die Agilität und Entscheidungsfreudigkeit zu erhöhen. Eigenen Aussagen zufolge wird das NextGen Programm erst in der zweiten Jahreshälfte 2023 nennenswerte Einsparungen aufzeigen.

So ist die Cognizant Aktie bewertet!

Der Gewinn je Aktie (grüne Linie) sowie der Kurs (schwarze Linie) der nachfolgenden Grafik zeigt, dass unter Anlegern zwischenzeitlich große Skepsis herrscht, was die zukünftige Leistungsfähigkeit des Konzerns angeht.

Kurs und Gewinn je Aktie differieren stark. Skepsis unter den Anlegern. Quelle: Aktienfinder

Wir haben uns exemplarisch den Zeitraum der Jahre 2009 bis 2023 betrachtet. In diesem lag das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) der Aktie bei 21,9. Die Referenzbewertung aller Unternehmen aus dem Technologiesektor mit ähnlichem Wachstum lag sogar bei 22,4. Aktuell wird die Aktie zu einem KGV von 16,27 gehandelt. Dementsprechend ist die Aktie 21,9% unterbewertet. Der faire Wert läge bei Kursen um die 86,00 USD. Im Spyder Diagramm fassen wir nochmals wesentliche Metriken zusammen. Dabei werden neben der Bewertung auf Basis des Gewinns je Aktie auch andere Faktoren berücksichtigt. Der IT-Konzern schneidet sehr gut ab, die günstige Bewertung bestätigt sich und die tadellose Bilanz drückt sich in der niedrigen Schuldenquote aus.

Spider-Diagramm beweist, dass Cognizant in fast allen Bereichen glänzt. Das Umsatzwachstum schwächelt, die Margen des Konzerns könnten wieder höher sein. Quelle: Aktienbewertung.info

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Fazit – hervorragend gewirtschaftet, aber deutlich mehr möglich:

Die eingangs erwähnte generative KI ist genau das, worin Unternehmen in den nächsten Jahren viel Geld stecken werden. Workflows optimieren, automatisieren, schneller sein. Die Unternehmens-DNA wird zunehmend durch technologischen Fortschritt geprägt. Wir sehen Cognizant Technology Solutions als einen finanziell hervorragend aufgestellten Konzern mit hoher Eigenkapitalquote, niedriger Verschuldung und in Relation gesehen günstiger Bewertung. Obwohl der Hauptsitz in den USA ist, arbeiten rund 258.000 der 350.000 Mitarbeiter in Indien. Die Anzahl indischer IT-Hochschulabsolventen ist riesig und das Potential in den beiden wichtigsten Segmenten Financial Service und Healthcare enorm. Nach allen Recherchen zu Cognizant fiel uns jedoch auf, dass die Aktien nahezu aller Servicedienstleister in hohem Maße Kursverluste hinnehmen musste. EPAM, Endava sowie Marktführer Accenture. Sie alle fielen bei Anlegern in Ungunst, doch auf Basis der aktuellen Bewertung erscheint die Cognizant-Aktie wieder günstig. Vielmehr noch; Cognizant ist im Vergleich zu vielen Konkurrenten attraktiv bewertet. Dennoch muss der neue CEO erst beweisen, dass er es besser kann als sein Vorgänger und Kosten senken sowie Margen steigern. In seiner 6-jährigen Amtszeit beim Mitbewerber Infosys gelang ihm dies mit Bravour. Wir beobachten Cognizant weiterhin und sehen ein relativ gutes Chancenprofil mit den üblichen Risiken eines Einzelinvestments.

Quelle: Eigene Recherche. Keine Anlageberatung! Keine Garantie für Richtigkeit und Vollständigkeit. Jedes Investment in Wertpapiere ist mit Risiken behaftet.

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