Die Effizienzmarkthypothese bzw. Markteffizienzhypothese (englisch = Efficient Market Hypothesis), oder kurz EMH, gehört zu den wichtigsten wissenschaftlichen Beiträgen der modernen Kapitalmarkttheorie. Sie wurde im Jahr 1970 vom US-amerikanischen Wirtschaftswissenschaftler Eugene Fama aufgestellt, der dafür umfangreiche mathematisch-statistische Analysen durchführte. Für diese Forschung wurde Fama, etwas überraschend, 2013 mit dem Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Bis zum heutigen Tag wird die EMH kontrovers diskutiert. Viele Wirtschaftswissenschaftler haben versucht die Theorie zu belegen bzw. zu widerlegen – aufgrund nicht eindeutiger Ergebnisse vergeblich!
Der Kernaussage der Effizienzmarkthypothese ist, dass auf den Finanzmärkten alle für die Marktteilnehmer zugänglichen und für den Preis relevanten Informationen bereits in den Kursen der Wertpapiere enthalten sind. Neben Finanzinformationen sind dies auch gesellschaftliche und politische Rahmenbedingungen. Fama definiert diese Märkte als vollkommen und effizient, auf denen kein Marktteilnehmer durch verschiedene Analysemethoden einen Informationsvorsprung gewinnen und dauerhaft systematisch eine Überrendite erzielen kann. Somit existieren laut EMH keine über- oder unterbewerteten Wertpapiere. Auf effizienten Märkten kann es nichtsdestotrotz zu volatilen Bewegungen kommen. Kursschwankungen resultieren aus der Vielzahl zum Teil unerwarteten Informationen, die an den Börsen tagtäglich verarbeitet werden. Sobald diese jedoch verdaut sind, kehrt der Markt in seinen ursprünglichen effizienten Zustand zurück.
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Der Effizienzmarkttheorie liegt eine idealtypische Modellwelt zugrunde, da sie allen Marktteilnehmern rationales Verhalten und den gleichen Zugang zu Informationen unterstellt. Des Weiteren hat sowohl die berühmte Börsenpsychologie als auch Insiderwissen bzw. -handel keinerlei Einfluss auf den Markt.
Formen der Markteffizienz
Im Rahmen der Effizienzmarkthypothese wird zwischen drei verschiedenen Formen der Markteffizienz unterschieden.
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Da die Erkenntnisse der EMH lediglich auf logischen Schlussfolgerungen von empirischen Untersuchungen des Marktes basieren, kann die Theorie nicht zu 100% nachgewiesen werden. Dies zeigen besonders die drei verschiedenen Ausprägungen der Effizienzmarkthypothese. Während die schwache und mittelstarke Form teilweise nachgewiesen werden konnte, lässt sich gerade die starke Form deutlich widerlegen. Auch die idealtypischen Annahmen werden von Kritikern immer wieder bemängelt, da nicht alle Marktteilnehmer rational handeln und auch psychologische Faktoren an der Börse eine wichtige Rolle spielen.
Das Behavioural Finance ist der wissenschaftliche Gegenansatz der Effizienzmarkthypothese und wurde von Professor Robert Schiller aufgestellt, der dafür zusammen mit Eugene Fama mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet wurde. Er stellt die idealtypischen Marktbedingungen der EMH in Frage und beschreibt, dass nicht alle Marktteilnehmer ausschließlich rational handeln. Daraus resultiert eine ineffiziente Preisbildung, die Investoren für sich nutzen können.
Sowohl Eugene Rama als auch Professor Robert Schiller haben mit ihren wissenschaftlichen Ausarbeitungen einen enormen Beitrag zur Kapitalmarkttheorie geleistet und wurden beide dafür mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Beide Ansätze konnten in der Vergangenheit nicht eindeutig bewiesen bzw. widerlegt werden. Die gleichen Börsenereignisse wurden sogar zum Teil mit beiden Theorien erklärt. Am Ende des Tages scheint es wie so oft im Leben eine Frage der Überzeugung zu sein.
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