Aktie: Hellofresh | ISIN: DE000A161408 | Analysedatum: 05.10.2021

Hellofresh Aktienanalyse

Gesund essen und damit noch Geld verdienen?

Was wie ein nächtlicher Traum eines Kapitalanlegers klingt, scheint mit der Aktie von HelloFresh SE in greifbare Nähe zu rücken. Dieser Bericht beschäftigt sich im Folgenden damit, inwiefern eine solche Wunschvorstellung realistisch ist.

Das Unternehmen hat sich auf die Lieferung zusammengestellter Kochgerichte zum Wunschtermin spezialisiert. Man sucht sich ein Gericht, das man gerne kochen wĂĽrde aus und bestellt die von HelloFresh fertig eingekauften Produkte frisch an die HaustĂĽre. Nur noch nach Anleitung zubereiten und schon kann man seinen Hunger stillen.

Klingt gut, aber lässt sich das auch im großen Stil wirtschaftlich umsetzen?

Die Hellofresh SE wurde bei der Neuordnung des Deutschen Aktienindex als neues Mitglied aufgenommen und konnte im 2. Quartal des Geschäftsjahres 2021 7,7 Millionen aktive Kunden vorweisen. Der Nettoumsatz im Jahr 2020 betrug 3,75 Milliarden Euro und das Unternehmen beschäftigt mehr als 15.000 Mitarbeiter in 14 Ländern, Tendenz steigend. Untermauert werden diese Zahlen durch einen Bericht, dass die Hellofresh SE bis Ende September 2022 1.000 neue Stellen schaffen will, um die Produktpalette zu erweitern (hierzu Link Pressemitteilung 16.09.2021). Die Zeichen stehen also sehr stark auf Wachstum.

Welche Risiken bestehen fĂĽr ein derartiges Unternehmen?

Die Corona-Pandemie hat uns gezeigt, dass sich Abläufe von heute auf morgen stark verändern können, ohne dass die Kapitalanleger dies beeinflussen können.

Das Unternehmen gibt in seinem Nachhaltigkeitsreport an, durch sehr strenge Hygienestandards und eine Streuung im Beschaffungsmarkt diesem Risiko entgegenzutreten.

Ein weiteres Risikofeld ist die Abhängigkeit des Wachstums von der Neukunden-Akquise. Hierzu versucht man ein möglichst breites Spektrum an Produkten anzubieten, um möglichst viele Verbraucher zu erreichen. Ich persönlich hatte letzte Woche eine Email in meinem Postfach, mit einem 60-Euro-Rabatt auf die ersten vier bestellten Boxen, also scheint die Kampagne für Neukunden bereits in Gang getreten zu sein.

Des Weiteren ist der Markt für diese Art von Unternehmen sehr umkämpft, daher wird versucht mit Investitionen in die Zukunft – z.B. durch Investitionen in Datenerfassung, Softwareentwicklung und in die Verbesserung des Produktangebots – die Wettbewerbsfähigkeit hoch zu halten.

Wie nachhaltig ist die HelloFresh SE?

Das Thema Nachhaltigkeit bleibt auch nicht bei diesem Unternehmen außen vor. Ziel ist die Verringerung des Co2-Ausstoßes, durch die Einführung von Elektrofahrzeugen bei der Auslieferung, eine schlanke Lieferkette, sowie durch Verringerung des Strom- und Gasbedarfs in den Betriebsstätten. So wurde der Co2-Ausstoß pro Euro Umsatz in den von HelloFresh betriebenen Produktionsstätten von 9,3g im Jahr 2019 auf 4,1g im Jahr 2020 mehr als halbiert. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sich dabei der Anteil von Drittunternehmen in der Produktionskette mit 0,1g im Jahr 2019 auf 2,4g im Jahr 2020 verzwanzigfacht hat. Es entsteht etwas der Eindruck, dass man den schwarzen Peter nur weiterschiebt, aber dazu kann sich jeder selbst eine Meinung bilden, indem er sich den Nachhaltigkeitsbericht auf der Firmenhomepage zu Gemüte führt (hierzu Link Nachhaltigkeitsbericht 2020).

AbschlieĂźend kann man aber sagen, dass sich HelloFresh durchaus als nachhaltig arbeitendes und aufgestelltes Unternehmen bezeichnen darf.

Keyfacts Hellofresh Aktie:

Börsenwert14.543 MRD €
Aktienkurs79,08 € zum Bewertungszeitpunkt
KGV aktuell35.5
Dividendenrendite0%
Eigenkapital656 Mio €
Fremdkapital869,6 Mio €
Eigenkapitalquote43%
Kursentwicklung 202064,42 %
Kursentwicklung seit Börsengang645,4%
​Im DAX 40 seit20.09.2021

Entwicklung der Rendite

Der Corona-Einmaleffekt 2020 lies den Gewinn je Aktie auf 2,19 € steigen. Dies kann wohl frühestens im Jahr 2023 wiederholt werden.

Gewinn Hellofresh bis 2023

Starkes Jahr 2020 wegen Lockdowns. Erst 2023 könnte Gewinn je Aktie über 2020 liegen

Finanzlage des Hellofresh Konzerns:

Der Cashflow aus der betrieblichen Tätigkeit belief sich im Jahr 2020 auf 601,5 Mio. Im Vergleich zum Vorjahr mit „nur“ 42,2 Mio. ist dies eine sehr starke Erhöhung, welche laut Geschäftsbericht aus dem starken Wachstum des AEBITDA – kurz: Gewinn vor Steuern – sowie dem Zufluss von Working Capital resultiert.

Der Cashflow aus der Finanzierungstätigkeit erhöhte sich auf 163,4 Mio. und entstand hauptsächlich aus dem Erlös aus von HelloFresh SE ausgegebenen Wandelschuldverschreibungen i.H.v. 172,4 Mio. Diese Ausgabe dient vor allem zur Umsetzung der Wachstumsstrategie und des Kapazitätsausbaus, ist also als positives Zeichen für die Zukunft zu deuten.

Die Eigenkapitalquote liegt mit ca. 43,00% im grünen Bereich für ein Wachstumsunternehmen, spricht also für eine gute finanzielle Stabilität und eine weitestgehende Unabhängigkeit gegenüber dritten Geldgebern.

Soviel zur Finanzlage, aber wie sieht es mit dem Absatz aus? Der Umsatz stieg im Vergleich zum Jahr 2019 von 1,8 Mrd. Euro auf 3,75 Mrd. Euro, hat sich also verdoppelt. Wer im Wirtschaftsunterricht gut aufgepasst hat, weiß natürlich, dass der Umsatz zwar gut klingt, aber herzlich wenig über den Erfolg des Unternehmens aussagt. Wir müssen also die Selbstkosten genauer unter die Lupe nehmen. Diese betrugen im Vorjahr 1,3 Mrd. Euro und sind im Geschäftsjahr 2020 auf 2,7 Mrd. Euro angestiegen.

Margen Hellofresh Aktie

Margen werden ab 2020 gleichbleibend erwartet. Quelle Aktienfinder

Dies wirkt sich natĂĽrlich auf die Bruttomarge, welche um 0,60% auf 28,00% im Jahr 2020 leicht gesunken ist, aus. Per se aber immer noch ein sehr solider Wert.

Erwähnenswert ist auch die Entwicklung der SGA Aufwendungen, also z.B. Kosten, die für den Vertrieb des Produkts anfallen. Infolge des nur geringen Wachstums der Verwaltungs- und Vertriebskosten im Vergleich zum Umsatz, hat sich der prozentuale Anteil der SGA Aufwendungen auf 16,40% verringert (2019: 30,00%). Ein zu hoher Anteil dieser Art von Aufwendungen könnte ein Unternehmen in schwierige Situationen bringen, wirft also ebenfalls ein positives Licht auf die Einschätzung der HelloFresh SE.

Lohnt sich ein Kauf der HelloFresh SE Aktie?

Ob sich eine Investition in das Unternehmen lohnt, hängt vom eigenen Ziel der Kapitalanlage ab. Für die Erzielung kurzfristiger Gewinne ist sie eher ungeeignet, da sie derzeit schon sehr hoch bewertet ist und anstehende Investitionen den Gewinn schmälern und starke Kurssprünge wenig wahrscheinlich machen. Zudem ist geplant, dass für das abgelaufene Geschäftsjahr keine Dividendenausschüttung erfolgt. Diese Tatsache untermauert den Eindruck, dass man die Wettbewerbsfähigkeit durch Wachstum nochmals verbessern will und weniger an kurzfristigen Kurssteigerungen interessiert ist. Es könnte durchaus erstmal nach Unten gehen für die Aktie.

Fairer Wert Hellofresh

Fairer Wert auf Basis des hohen Cashflows bei 89.59 €. Quelle Aktienfinder

Wer sich hingegen für eine mittel- und langfristig orientierte Kapitalanlage interessiert, dürfte mit dem Teilhaberpapier der HelloFresh Se eine gute Möglichkeit gefunden haben, die auch das Thema „Nachhaltigkeit“ nicht außer Acht lässt.

Noch einige Soft-Facts zu Hellofresh

Die Allgemeine Kundenzufriedenheit lt. Truspilot beträgt 3,8 von 5,0. Ein Wert im oberen Mittel.

Rating Hellofresh Aktie

Die Bewertung von Hellofresh als Arbeitgeber ist leider nur mittelmäßig. Im Punkt „Arbeitsatmosphäre“ erhält das Unternehmen einen schlechten Score. Gelobt wird hingegen die Work-Life Balance, die Kommunikation sowie das Aufgabengebiet.

Hellofresh Rating als Arbeitgeber

Schlussendlich der GOOGLE Suchtrend zu Hellofresh. Gut zu beobachten: Während des langen Lockdowns und hoher Coronazahlen stieg zwischen dem 28.02.2021 – 06.03.2021 das Suchvolumen auf das Allzeithoch. Der Google Suchtrend gibt einen interessanten Aufschluss über die Nachfrage nach den Kochboxen. Zudem sehen wir eine Stabilisierung seit Juni 2020. Jedoch ist das Suchaufkommen um mehr als 50% geringer als Ende Februar 2021.

Hellofresh Google Trends

Auch die Konkurrenz von Hellofresh schläft nicht. Etliche Anbieter liefern mittlerweile Kochboxen.

Hellofresh Aktie Konkurrenz

Vergleich Hellofresh vs. Marley Spoon. Quelle Kochbox.de

Fazit Hellofresh Aktie:

Pro:

  • starker Wachstumsmarkt
  • Profitabilität (noch) hoch
  • Unternehmen plant Personalneueinstellungen
  • Gesunde Finanzbasis mit 43% Eigenkapitalquote
  • DAX Unternehmen
  • Seit Börsengang sehr hohe Kursstabilität des Aktienkurses
  • Veränderte Ess- und Einkaufsgewohnheiten

Kontra:

  • Organisches Wachstum könnte sich deutlich verlangsamen. Zukäufe wären nötig
  • Keine Dividendenzahlungen und AktienrĂĽckkäufe geplant
  • Rabattangebote fĂĽr Neukunden schmälern kurzfristig Gewinnaussichten
  • Burggraben fehlt mir persönlich etwas. Geschäftsmodell nachahmbar
  • Letzten 3 Analystenratings seit September 2021 sahen das Kursziel im Mittel bei 77,83 € / Aktie.
  • Derzeit hohe Bewertung
  • Hellofresh verdient nur Geld wenn Kunden dauerhaft bestellen. Aufwand fĂĽr Neukundenaquise extrem hoch
  • Die besten Renditen erzielen Anleger, die frĂĽhzeitig bei einem starken Unternehmen einsteigen. Bei Hellofresh könnte im aktuellen Kurs schon ein GroĂźteil der Performance vorweggenommen sein
  • Mitbewerber: Marley Spoon, Dinnerly, Prepmymeal, Foodist, Foodly, KetoCycle


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Disclaimer: Alle Aktienanalysen sind weder eine Kauf noch Verkaufsempfehlung. Es handelt sich hier um meine eigene Meinung und keine Anlageberatung. Alle Zahlen wurden mit bestem Gewissen recherchiert. Ich werbe hier für keines der Unternehmen. Kursentwicklungen der Vergangenheit sind kein Garant zukünftiger Kursentwicklungen. Für eventuelle Fehler und Unvollständigkeit übernehme ich keine Haftung. Der Autor hält keine Aktien von Hellofresh. Es ist möglich, dass ich oder der Autor mit den Wertpapieren in privaten Depots, als auch im Wikifolio handle. Dies könnte ein möglicher Interessenkonflikt sein, auf den ich hinweisen muss. Erstellungsdatum 05.10.2021

Kommentare zu “Hellofresh Aktie – Outperformer im DAX ?”
  1. Das ist ja interessant!
    Ich bin selber seit diesem Jahr ein Nutzer von den Hellofresh Kochboxen und bin absoluter Fan. Gemüse ist immer frisch, Fleisch hat tolle Qualität und viel teurer als der Einkauf derselben Ingredienzen im Supermarkt ist es ebenfalls nicht.
    Das von Ihnen erwähnte Risiko der Abhängigkeit von Neukunden sehe ich nicht so stark gegeben, ehrlicherweise. Das Geschäftsmodell ist ja nicht per se die Versendung von Kochboxen, sondern der Verkauf eines Abonnements ebendieser Boxen. In der Regel wird ja ein ständiger Geldfluss da sein (auch wenn man Boxen des Abos natürlich aussetzen kann etc.).

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