Aktie: Airbus | ISIN: NL0000235190 | Analysedatum 24.12.2021

Airbus Aktienanalyse by Aktieninvestor

Das Jahr neigt sich dem Ende zu und einige von euch Fragen sich bestimmt, welches Wertpapier für das Jahr 2022 interessant wäre. Beim Optimieren meines Depots bin ich dabei auf die Airbus-Aktien aufmerksam geworden. Diese habe ich am 26.11.2021 zugekauft, als der Kurs durch das Bekanntwerden der Omikron-Variante von 112,08€ auf 97,32€ abgerutscht ist. Aktuell liegt der Kurs wieder bei ca. 111€, womit ich nicht so früh gerechnet habe. Also habe ich mich auf die Suche nach Informationen gemacht, was der Auslöser war und ob das Wertpapier von #Airbus auch für das kommende Jahr eine solide, bestehende Anlage oder vielleicht sogar eine gute Möglichkeit für Neuinvestoren darstellt? Die Credit Suisse stufte die Aktie am 16.Dezember als „Outperformer“ ein, aber ist das wirklich so?

Airbus Aktie Fundamentaldaten
Aktienkurs Airbus Aktie
Aktienkurs Airbus Aktie

Welche Unternehmenssparten hat der Airbus Konzern?

Die Airbus SE ist ein internationaler Konzern, der am 29. Dezember 1998 in den Niederlanden gegründet wurde, mit Hauptsitz in der Stadt Leiden. Weltweit arbeiteten Ende 2020 rund 131.349 Mitarbeiter im Unternehmen.

Im letzten abgelaufenen Geschäftsjahr musste ein Verlust von 1,133 Mrd. € ausgewiesen werden. Deshalb fehlt bei den oben aufgeführten Keyfacts auch entsprechend das Kurs-Gewinn-Verhältnis. Für 2021 wird es auf ca. 30 geschätzt. Der Jahresumsatz für das Jahr 2021 beträgt aller Voraussicht nach ca. 52 Mrd. und es wird ein Gewinn von 3,2 Mrd. € nach Steuern erwartet.

Airbus lässt sich in folgende Geschäftssegmente aufteilen:

  • Airbus Commercial Aircraft
  • Airbus Helicopters
  • Airbus Defense and Space

Ursprünglich war Airbus ein Tochterunternehmen vom deutsch-französischen EADS (European Aeronautic Defence and Space). 2014 wurde dieser Name durch „Airbus Group“ ersetzt und 2015 schließlich durch die geänderte Rechtsform zur „SE“, sprich Europäische Aktiengesellschaft. Die bekanntesten Produkte sind der A380, Eurofighter und Tiger-Helikopter.

Welche Chancen oder Risiken bestehen für Airbus Aktionäre ?

Als große Gefahr kann man die Umstrukturierung des Unternehmens im Bereich „Zivile Flugzeugfertigung“ für das Jahr 2022 nennen. Der Konzern wollte für das genannte Jahr eigentlich die Montage von Flugzeugrümpfen und –strukturen in nur einem Tochterunternehmen bündeln. Betroffen wären die Airbus-Werke Stade, Teile des Standorts Hamburg sowie die Airbus-Tochter Premium Aerotec mit drei der vier Augsburger Werke und den Standorten Bremen und Nordenham. Zudem will der Flugzeugbauer die Teilefertigung bei Premium Aerotec in Augsburg, im friesischen Varel und in Rumänien an einen Investor verkaufen. Daraus resultierte die Arbeitsniederlegung in der ersten Dezemberwoche von ca. 14.000 Mitarbeitern, was sich natürlich auch an der Börse negativ auswirkte. „Für Airbus kommt die Eskalation zur Unzeit, denn der Flugzeugbauer ist kurz vor Jahresende bei den für 2021 geplanten 600 Auslieferungen im Rückstand. Nach unbestätigten Informationen aus Branchenkreisen dürften bislang rund 500 Flugzeuge an Kunden geliefert worden sein.“ Diese noch offene Entwicklung birgt natürlich ein Risiko für die Anleger. Genauer nachlesen könnt ihr dies in diesem Bericht.

Das frühere Vorzeigeprodukt, der Airbus A380 könnte ebenso ein Risiko darstellen. Am 16.12.2021 ist mit der letzten Abwicklung einer Bestellung eines solchen Modells durch die Übergabe an „Emirates“ zu Ende gegangen. 14 Jahre lang wurden insgesamt 251 doppelstöckige Flugzeuge, von denen „Emirates“ allein 123 gekauft hatte, hergestellt. Das Konkurrenzmodell von Boeing, der Jumbo-Jet 747, wurde ebenso eingestellt. Beide Hersteller wollen sich nun statt der Flugzeuge mit vier Triebwerken, auf die Produktion von Modellen mit zwei Triebwerken konzentrieren. Warum entschied man sich dazu? Ein Grund dafür ist, dass sich durch die Corona-Pandemie die Anzahl der Flugreisenden massiv reduziert hat. So wurde im Jahr 2020 allein in Europa mit einem Rückgang von 132 Mio. Personen gerechnet, weltweit sogar mit 64% weniger Passagieren. Dass sich dies in naher Zukunft wieder massiv in die andere Richtung entwickelt ist eher unwahrscheinlich, da viele Unternehmen die kostengünstigen Online-Konferenzen beibehalten werden.

Fluggäste EU
Prognosen zum Rückgang der Anzahl Flugpassagiere in Europa durch das Coronavirus nach ausgewählten Ländern im Jahr 2020
Rückgang Fluggäste Weltweit
Prognose zum Rückgang der weltweiten Anzahl der Flugpassagiere durch das Coronavirus* nach Regionen im Jahr 2020

Ein weiterer Grund sind die exponentiell gestiegenen Treibstoffkosten der Fluggesellschaften. Daher steigen diese von der halbgefüllten Maschine mit vier Triebwerken wieder auf volle Maschinen mit „nur“ zwei Antrieben um.

Treibstoffkosten und -verbrauch kommerzieller Fluggesellschaften weltweit

Die Umstellung könnte aber auch eine Chance für das Unternehmen darstellen, da z.B. viele Entwicklungen aus dem A380 in den A350 und in kleinere Varianten übernommen wurden. „Unterdessen hat der europäische Flugzeugbauer seinen US-Rivalen Boeing bei einem Großauftrag in Australien ausgestochen. Die Fluggesellschaft Qantas will ihre alternde Heimat-Flotte aus Boeing 737- und 717-Fliegern vornehmlich durch Maschinen von Airbus ersetzen, wie die Australier mitteilten. Sollten die Qantas-Gremien zustimmen, gehen bis zu 134 Orders an Airbus für deren A320neo- und A220-Modellfamilien. 40 Jets sollen demnach fest bestellt werden, 94 weitere wären Kaufoptionen, die über ein Lieferfenster von mehr als zehn Jahren bezogen werden könnten.“ Die Umstrukturierung der internationalen Airlines infolge rückläufiger Passagierzahlen und steigenden Treibstoffkosten könnte also der Airbus SE, vor allem der Sparte „Airbus Commercial Aircraft“, in die Karten spielen.

Ein weiteres positives Ereignis, das den Aktienkurs angehoben hat, war ein Auftrag durch die saudi-arabsiche Helicopter Co. Der Auftrag umfasst zwanzig H145-Hubschrauber und sechs ACH160-Modelle. Ersteres Modell kostet ca. 18 Mio. €.

Auch der Bereich „Airbus Defense and Space“ soll expandieren. Als größtes und wichtigstes Projekt ist das „Future Combat Air System“ kurz FCAS zu nennen. Dabei soll ein neuer Kampfjet entwickelt werden, dem für die Zukunft ein Gesamtauftragsvolumen von rund 300 Mrd. € (!!!) zugerechnet werden könnte.

Außerdem werden bei diesem Vorhaben die neue große Euro-Drohne, sowie der A400M weiterentwickelt. Als vorweihnachtliche Bescherung für alle Hobbykampfpiloten hier der Link zu einem entsprechenden Produktvideo von Airbus.

Allein Deutschland hat im Jahr 2020 ca. 50,32 Mrd. Euro ausgegeben, so viel wie nie zuvor. Die Tendenz ist steigend, weil auch Olaf Scholz bekräftigt hat, höhere Verteidigungsausgaben zu tätigen.

Zusammenfassend kann man festhalten, dass durch die Umstrukturierung des Luftfahrtverkehrs, sowie der weltweiten Aufrüstung für die Airbus SE eine positive Entwicklungstendenz zu erkennen ist. Auf die Berücksichtigung von Auftragsrückständen durch fehlende Halbleiter bin ich bewusst nicht eingegangen, weil ich dies schon in anderen Analysen getan habe und dieses Problem in sämtlichen Branchen noch längere Zeit – leider Gottes – vorhanden sein wird.



Wie nachhaltig ist die Airbus SE? Im Bereich des Luftverkehrs bin ich häufig auf das Wort „Flugscham“ gestoßen, was ich zunächst nicht kannte. Das bedeutet, dass Menschen sich durch die Nutzung des Flugzeugs als Reisemittel ob der starken Emissionen den Mitmenschen gegenüber schämen. Vor allem in den westlichen Ländern wird dies immer kritischer betrachtet. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich Airbus die Entwicklung kleinerer, nachhaltiger Flugzeuge auf die Fahne geschrieben hat.

Beispiel dafür ist der A 321 XLR. Mehr Reichweite bei weniger Kerosinverbrauch führte bereits zu 243 Aufträgen seit der Präsentation 2019 in Paris. Ein Exemplar kostet im Schnitt 142 Mio. €.

Vorbestellungen A321 XLR

Für genauere Informationen und Projekte empfehle ich wie immer den Nachhaltigkeitsbericht des Unternehmens.

Entwicklung der Airbus Dividende

Airbus Aktie Gewinne, Dividende
Quelle: Aktienfinder

Finanzlage des Konzerns: Was mir besonders bei der Analyse der Unternehmenszahlen aufgefallen ist, ist die extrem niedrige Eigenkapitalquote von nur 5,85%. Wenn man davon ausgeht, dass eine gute EK-Quote bei ca. 30% liegen sollte, um nicht von externen Geldgebern abhängig zu sein, ist diese echt mies. Allerdings ist das nicht so dramatisch, da sowohl der französische Staat als auch der deutsche Staat mit 10,9 % und auch Spanien mit 4,1% am Konzern beteiligt sind. Im Notfall schießen die Staaten Geld zu, siehe Frankreich.

Ratingnote Airbus
Das Kreditrating der Agentur Fitch fällt für Airbus auch mager aus. Quelle Fitch Ratings

Betrachtet man sich die Ratingnote von Airbus, so hat sich diese seit 2018 signifikant verschlechtert. Ledglich der Ausblick wurde von „BBB+ negative“ im November 2020 auf „BBB+ positiv“ im Oktober 2021 angehoben.

Der Umsatz beläuft sich im Jahr 2021 auf 52,04 Mrd. im Vergleich zu 49,91 Mrd. € Vorjahr. Dies stellt also ein Plus von 4,27 Prozent dar. Das Ergebnis nach Steuern beträgt 2021 3,20 Mrd. € und ist somit um ca. 4 Mrd. zum Vorjahr (-1,113 Mrd. €) gestiegen.

Dividende gab es die vorangegangenen Jahre nicht, aber für das Jahr 2021 werden 0,92€ pro Aktie prognostiziert. Die Entwicklung der Dividenden für die Jahre 2022 – 2026 sieht etwas besser aus und soll im Bereich von 1,70 € und 2,72 € liegen. Die Dividendenrendite bewegt sich entsprechend im Bereich von 1,4% bis 2,27%. Was die prognostizierten Gewinne angeht ist zu sagen, dass Airbus bis zum Jahre 2026 den Gewinn von 3,20 Mrd. € auf ca. 6,75 Mrd. mehr als verdoppeln will. Allerdings steigt damit einhergehend auch die Höhe der Nettofinanzverbindlichkeiten von 6,64 Mrd. € im Jahr 2021 auf bis zu 25,70 Mrd. € im Jahr 2026.

Bewertung

Airbus Aktie Fairer Wert
Airbus Aktie, Fairer Wert, Dividenden, Kurs, Gewinn etc.

Für wen ist die Airbus-Aktie interessant?

Um den Bogen zum Vorwort zu schließen, habe ich mich entschieden, den Posten in meinem Depot zu halten, weil die Entwicklung im nächsten Jahr – trotz Corona und Omikron-Gespenst – nach oben geht und es durch die Staatsbeteiligungen eine halbwegs sichere Anlage ist. Die fehlende Dividende der letzten Jahre soll ab diesem Jahr wieder stattfinden und für die kommenden Jahre leicht, aber stetig steigen.

Moderate Kurssteigerungen sind durch die oben aufgeführten Aufträge im nächsten Jahr ebenso möglich. Ich würde die Airbus-Aktie also eher als konservatives Teilhaberpapier bezeichnen. Ich für mich, und das ist jetzt keine Kaufempfehlung, werde auf kurzfristige Einbrüche wie Ende November lauern, um nochmal etwas nachzulegen. Als Ziel für den Kauf würde ich also „mittelfristige“ Geldanlage angeben. Ich wünsche euch schon einmal frohe Weihnachten und einen hoffentlich erfolgreichen Jahresendspurt!

Airbus Aktie Finanzkennzahlen

Pro und Contra Airbus-Aktie

Airbus Aktie Pro und Contra

In der kommenden Woche gibt es eine Aktienanalyse zu Dassault Aviation. Einem Unternehmen, dass meiner Meinung nach weitaus mehr Potentail als Airbus besitzt. Jetzt zum Newsletter anmelden !


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Quellen:

https://www.airbus.com/

https://aktienfinder.net

https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2021-12/54776037-credit-suisse-stuft-airbus-auf-outperform-322.htm

https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/airbus-a380-auslieferung-101.html

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1108760/umfrage/prognostizierter-rueckgang-der-flugpassagiere-in-europa-durch-corona-nach-laendern/

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1109908/umfrage/prognostizierter-rueckgang-der-flugpassagiere-durch-das-coronavirus-nach-regionen/

https://de.statista.com/infografik/16894/treibstoffkosten-und-treibstoffverbrauch-kommerzieller-fluggesellschaften/

https://www.welt.de/politik/ausland/article235592284/Zwei-Prozent-Ziel-Scholz-verspricht-Nato-hoehere-Militaerausgaben.html

https://www.br.de/nachrichten/wirtschaft/airbus-flugzeuge-werden-kleiner-und-nachhaltiger,STzrucOhttps://www.aero.de/news-31925/Airbus-243-Auftraege-fuer-die-A321XLR.html


Disclaimer: Der Autor hält zum Analysezeitpunkt Aktien dieses Unternehmens. Alle Aktienanalysen sind weder Kauf- noch Verkaufsempfehlungen sondern redaktioneller Text. Keine Haftung für Irrtümer sowie Richtigkeit der Angaben.

Kommentare zu “Airbus SE – Im Sinkflug oder Durchstarten zum Outperformer?”

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