In vielen Foren wird massiv diskutiert, ob Aktien als Anlageklasse überhaupt noch sinnvoll sind, wenn die Zinsen auf Tagesgelder steigen.

Die Schweiz macht es vor. Am 16.06.2022 verkündete die Schweizerische Nationalbank, dass sie die Bekämpfung der Inflation ernst nimmt und zur Anhebung der Zinsen bereit ist.

Fazit: Schweizer Franken wertet deutlich auf

Nach Bekanntgabe dieser Meldung notierte der Schweizer Franken unmittelbar höher!

Franken wertet im Verhältnis zum Euro unmittelbar nach Bekanntgabe der Zinsanhebung auf. Quelle: Google

Auch der Wechselkurs des Euro zum US Dollar (Stand: 1.05 EUR am 16.06.2022) dürfte von diesem Signal profitieren.

Was passiert mit dem DAX wenn die Zinsen schnell steigen?

Dazu habe ich aus eigenem Interesse eine Grafik erstellt, in der ich den Kursverlauf des DAX dem durchschnittlichen Tagesgeldzins gegenübergestellt habe.

Tagesgeldzinsen und die Entwicklung des DAX seit 1997. Quelle: Statista / eigene Darstellung

In der Grafik erkennt man, dass Anleger die 1999 beim Höchststand des DAX zugegriffen hatten ungefähr 8 Jahre brauchten, damit sie ihr eingesetztes Kapital wieder zurückerhielten.

2016 – 2021 zahlten Unternehmen in der Regel kaum Zinsen Preis für Fremdkapital. Die Nullzinspolitik verhalf zu Wachstum und die Bewertungen vieler Aktien z.B. auch dem Tech-Bereich stiegen deutlich an. Heute sehen wir ein KGV im DAX von 11,64 (Stand 16.06.2022). Das war auch in Zeiten der Hochzinspolitik der Fall. In diesem Link kann das DAX KGV in den letzten 30 Jahren zurückverfolgt werden. Es gab aber auch Zeiten, da waren Aktien deutlich teurer als heute. In den Jahren 1992 – 2001 waren durchschnittliche KGVs von 20 an der Tagesordnung. Als die Dotcom-Blase platzte, lag das DAX-KGV bei 33,70! Die Anleger flüchtete damals massiv und kauften z.B. Staatsanleihen, die bis zu 5% Rendite einbrachten. Wie sich die Kurse um die Jahrtausendwende crashten sollte bekannt sein.

Eine kleine Reise zurück in die Jahre 2005 – 2010

Um ein Verständnis dafür zu bekommen, wie sich genau die Zinsen auf den Aktienmarkt auswirken, sind zwei Begriffe nötig. Zudem betrachten wir aus dem Zeitraum 2005 – 2010 exemplarisch das Jahr 2007:

Risikoloser vs. risikobehafteter Zins

Der sogenannte risikolose Zinssatz ist der Zinssatz, den Sparer auf Einlagen wie z.B. Tagesgeld erhalten. Ich erinnere mich an die „Zinshopper-Zeiten“ vor der Finanzkrise 2008/2009. Damals zahlten Banken weit über 4,5% auf Tagesgeldeinlagen. Der Aktienmarkt muss weitaus höhere Renditen versprechen, damit sich der risikobehaftete Kauf von Aktien lohnt.

Aktien waren auch teuer als die Zinsen hoch waren

Nochmals der Blick auf meine Grafik. Nehmen wir exemplarisch das Jahr 2007. Damals zahlten Banken auf Tagesgeldeinlagen durchschnittlich 1,70%. Dieser risikolose Zinssatz stand einem durchschnittlichem DAX-KGV von fast 14 gegenüber. Hinzu kommt, dass der Dax inflationsbereinigt sogar deutlich höher stehen müsste. Ich behaupte, dass selbst ein Indexstand von 18.000 und mehr ohne die aktuell kursierenden Probleme wie Krieg und Lieferketten gerechtfertigt gewesen wäre. 100 Euro heutiger Kaufkraft entsprächen zurückgerechnet nur etwa 72 Euro Kaufkraft im Jahr 2007. (Inflationsrechner)

Aktien sind auch bei steigenden Zinsen interessant

Das Fazit lautet: risikolose Zinssätze auf Spareinlagen schmälern definitiv das Interesse am Aktienmarkt. Dies führt in der Regel zu einer Neubewertung, die wir gerade mitverfolgen können. Wer in Aktien investiert, der möchte für seine risikobehaftete Investition eine angemessene Rendite. Alle, die sich jetzt für den Kauf von Qualitätsaktien entscheiden, werden mir hoher Wahrscheinlichkeit auf jetzigem Bewertungsniveau (DAX-KGV von 11,64) auch längerfristig gute Rendite erwirtschaften können. Unsere Staaten sind hoch verschuldet und die Inflation kommt ihnen entgegen. Zinsanhebungen dienen momentan der Bekämpfung der Inflation und sind nach Einschätzung vieler Volkswirte nur ein temporäres Phänomen. Ich gehe davon aus, dass auch das Interesse am Aktienmarkt zurückkommt. Auch wenn vielleicht holprige Zeiten noch bevorstehen und junge Leser, die noch etliche Jahre Zeit haben, sollten günstige Kurse eher als Geschenk betrachten um Vermögen aufzubauen.



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Wer jetzt ist Aktien investiert, der sollte im Hinterkopf behalten, dass eine hohe Fremdkapitalquote bei steigenden Zinsen eine deutliche Belastung für ein Unternehmen sein kann. Mit dem aktien.guide* lässt sich sehr leicht herausfinden, welche Bilanzen eine hohe Eigenkapitalquote aufweisen.

Je höher die Schulden, desto anfälliger reagierten Aktien auf Zinsanhebungen. Quelle: aktien.guide*

Disclaimer: der Artikel ist ein redaktioneller Beitrag und stellt keine Anlageberatung und keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren und Finanzinstrumenten dar.

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