Hotelaktien im Vergleich. Marriott, Accor, Hilton oder Wyndham?

Analysedatum: 28.06.2022. Aktien: Hilton, Wyndham, Accor, Marriott

Neulich als in München eine große Messe stattfand, hielt ich mich in einem bekannten Hotel am Stadtrand auf. Neugierig beobachtete ich das hecktische Treiben vom Frühstücktisch aus und dachte bei einer Tasse Kaffee darüber nach, dass Hotels zwar ein langweiliges aber seit hunderten von Jahren gefestigtes Geschäftsmodell besitzen. Gerade zu Messezeiten verdienen Häuser mit guter Lage richtig viel Geld. Vielleicht, so dachte ich, wäre ein Engagement bei einer Hotelkette ein defensives Investment für mein langfristiges Depot! Genau so kam der heutige Beitrag zustande.

Hotelaktien leiden nach Corona-Rücksetzer nun unter allgemeinen Rezessionsängsten

Das Geschäftsmodell der Hotelketten ist konjunktursensibel. Durch Rezessionsängste sowie hohe Preissteigerungen in allen Lebensbereichen wird die Hotelbranche erneut getroffen. Doch die Kursrücksetzer der letzten Monate sollten einen Teil davon eingepreist haben. Hotelaktien könnten nach dieser Schwächephase der Märkte auch irgendwann wieder zu den Gewinnern gehören. Allein Hilton bescherte seinen Investoren auf Sicht von 5 Jahren ein sattes Plus von 84%.

Welche Hotelnamen stecken hinter den einzelnen Hotelketten?

Zu meiner Überraschung deckt gleich mein erster Kandidat Marriott eine Vielzahl bekannter Hotelbrands ab. Dazu gehören Sheraton, Ritz Carlton, The luxury collection, Le Meridien, Westin, Four Points, Courtyard, Aloft, Autograph Collection und noch einige weitere, hierzulande eher unbekannte Brands.

Doch auch Accor hat einige, erfolgreiche Hotelbrands in der Pipeline. Die Bekanntesten lauten: Ibis, Mövenpick, Mercure, Novotel, Sofitel, Swissotel und Adagio.

Die Hilton-Gruppe firmiert gerne unter dem eigenen Namen. Dennoch besitzt Hilton auch die Namensrechte bekannter Hotelerien wie Waldorf Astoria oder Conrad Hotels. Das Markenportfolion von Hilton ist jedoch deutlich kleiner.

Zuletzt noch Wyndham. Zum Dachunternehmen gehören 22 Marken wie Ramada, American-Inn oder Wyndham Grant.

Am Meisten beeindruckte mich das Portfolio von Marriott mit einer guten Positionierung bei gehobenen Hotels sowie der Marke Ritz Carlton im obersten Premiumsegment. Doch die Aktie schneidet letztendlich nicht gut ab. Mehr dazu in der Analyse.

Wie viele Hotels unterhalten Marriott, Accor, Hilton und Wyndham weltweit?

Alle vier Unternehmen besitzen mehr als 5.000 Hotels weltweit. Nummer 1 ist hier Wyndham, gefolgt von Marriott.

Welche Hotelaktie performte in den vergangenen 5 Jahren am Besten?

Blicken wir auf die Performance, so ist Hilton klarer Sieger mit 84,44% Kursgewinn in den letzten 5 Jahren. Platz 2 belegt Marriott mit immerhin noch 38,76% Kursgewinn. Anleger, die sich für Wyndham entschieden hatten, konnten zumindest 5% Rendite erzielen. Mit Abstand größter Verlierer ist Accor. Die Aktie verlor auf Sicht von 5 Jahren 33,29% und konnte bisweilen nichtmal das Vor-Corona-Niveau erreichen.

Punkteverteilung Performance der Aktien:

Welchen Umsatz und Gewinn erwirtschaften die 4 großen Hotelketten?

Größter Hotelbetreiber ist Marriott mit einem Umsatz von 15.74 MRD Dollar. Die Hilton Gruppe liegt mit 6.66 MRD Dollar auf Platz 2 gefolgt von Accor und Wyndham Hotels.

Wie sieht es mit der Bewertung der Hotelaktien aus?

Mit dem Aktienfinder berechne ich die fairen Werte der Hotelaktien auf Basis historischer Bewertungen. Dabei erscheint mir die Aktie von Wyndham als stark unterbewertet. Hilton und Marriott erscheinen fair bewertet. Accor mit einem 67er KGV als viel zu teuer.

Zur Accor Aktie. Die Berechnung stelle ich mangels Daten selbst an. Der KGV Durchschnitt der letzten 10 Jahre lag bei 44,1. Aktuell wird die Accor Aktie mit einem KGV von 67 gehandelt und ist somit gegenüber dem historischen Schnitt teuer.

Punkteverteilung Fairer Wert je Aktie:

Welche Margen erzielen die Hotelketten?

Ich möchte natürlich auch wissen, welche Nettomargen die Hotelketten erzielen. In der Tabelle habe ich daher die Nettomargen der Geschäftsberichte vom 31.03.2022 eingetragen:

Somit lautet der Sieger bei der Nettomarge Wyndham mit 19,91%.

Free Cashflow Marge der Hotelketten

Auch bei der Free-Cashflow-Marge siegt Wyndham mit klarem Vorsprung. Platz 2 geht an Hilton, Platz 3 an Marriott und Schlusslicht ist Accor.

Punkteverteilung Margen der Hotelketten:

Wyndham ist mit Abstand das rentabelste der vier Unternehmen. Aber auch Hilton kann deutlich höhere Margen erzielen als die beiden Schlusslichter Accor und Marriott.

Dividendenrendite der Hotelaktien im Vergleich

Eine Übersicht der geschätzten Dividendenrenditen des Jahres 2022. Allen voran Wyndham. Die Gruppe schüttete 2021 rund 97 Mio US Dollar an Dividende an die Aktionäre aus. Die gegenwärtige Dividendenrendite beträgt rund 1,90%. Alle vier Hotelaktien sind jedoch keine tollen Dividendenzahler. Bei keinem Wert konnte ich eine besonders hohe Dividendenkontinuität feststellen.

Punkteverteilung Dividende:

Wie viel Geld investieren die Hotelketten jährlich?

Um zu wissen, wieviel Geld die Hotelketten jährlich neu investieren, habe ich einen Blick auf den sogenannten Capex geworfen.

Das meiste Geld nimmt Accor in die Hand. Rund 6,83% vom Umsatz werden für Investitionen aufgewendet. Bei den oben dargestellen Free-Cashflow-Margen war Accor Letzter mit einem Punkt, was sich durch den hohen Capex bestätigt. Dennoch wuchs Accor in den letzten Jahren kaum. Der Umsatz des Jahres 2019 (vor Corona) scheint nach aktuellen Prognosen frühestens 2024 wieder erreichbar.

Wie sehen die Bilanzen von Wyndham, Marriott, Hilton und Accor aus?

Bei der Bewertung der Bilanz liegt der Fokus in erster Linie bei der Betrachtung des Eigenkapitals im Verhältnis zu den Verbindlichkeiten.

Bis auf Marriott haben die drei anderen Hotelketten eine durchaus gesunde Eigenkapitalquote. Marriott hat bei einem Umsatz von 13,8 MRD Dollar in 2021 Gesamtverbindlichkeiten von 24,1 MRD Dollar. Davon alleine 17.7 MRD langfristige Verbindlichkeiten.

Punkteverteilung Bilanzcheck:

Ergebnisauswertung. Welche Hotelaktie ist der Sieger?

Nach näherer Betrachtung der Hotelbranche ergibt sich folgendes Fazit. Hotelaktien werden mit hohen KGV-Multiples von 20 aufwärts gehandelt obwohl sie gering wachsen. Die Dividendenrenditen sind nicht hoch und zudem auch wenig konstant. Die Ketten Accor und Hilton scheinen etwas expansiver vorzugehen als Wyndham und Accor. Eher defensiv aber äußerst rentabel ist Wyndham mit seinen rund 9.000 Hotels in 80 Ländern aufgestellt. Das Unternehmen generiert mit Abstand den höchsten Cashflow und liegt bei den Margen deutlich vor den Mitbewerbern.

Einen eindeutigen Gewinner gibt es nicht. Wer auf Wachstum setzt und in ein stärker expandierendes Unternehmen investieren möchte, der könnte mit Hilton richtig liegen. Wer es eher defensiv mag, der liegt meiner Ansicht nach bei Wyndham richtig.

Die Marriott Aktie performante zwar in den letzten 5 Jahren als Zweitplatzierter hinter Hilton, doch die Aktie erscheint mir zu teuer. Von Accor würde ich eher die Finger lassen. Eine hohe Verschuldung, hohe Aufwendungen für Investitionen und die schlechteste Kursperformance in der Vergangenheit.

Wyndham siegt mit der Gesamtpunktzahl von 17 Punkten vor Hilton mit 14 Punkten.

Disclaimer: ich halte keine der oben angegebenen Aktien. Sämtliche Aussagen sind redaktioneller Text und es gibt keine Gewähr für Richtigkeit. Auch eine Kauf- oder Verkaufsempfehlung spreche ich nicht aus. Bitte Haftungsausschluss beachten.